Wenn man sich die Statements von Preetz und Schmoldt anhört, wird schnell deutlich: Wir sind längst nicht mehr der klassische Underdog. Wie hier schon mehrfach thematisiert, verfolgt der MSV einen klaren Jahresplan – mit definiertem Ziel. (Endlich läuft das mal so strukturiert!)
Didi Hirsch hat sich hier zunächst viel Kredit erarbeitet, das ist unbestritten. Aber vielen Fans ist inzwischen aufgefallen, dass der aktuelle Kader in Teilen nicht wirklich zu dem passt, was man unter "Hirsch-Fußball" versteht. Ich wage die Behauptung, dass der Kader mehr von der sportlichen Führung zusammengestellt wird – und Hirsch am Ende abnickt.
Auffällig ist auch: Gerade Schmoldt hat in der Vergangenheit seinen Anspruch immer wieder durchblicken lassen. Schon letzte Saison, als es sportlich nicht rund lief, hat er in der Presse vorsichtig Kritik geäußert – es ging um Anspruch, um Spielweise. Und jetzt im Podcast ließ er erneut aufhorchen: Er sprach von einer Platzierungsrange, die er im Kopf habe, und machte klar, dass ihn gewisse Platzierungen – und er meint damit nicht die Abstiegsränge – enttäuschen würden. Das passt auch zu seinem Hintergrund: Schmoldt war über Jahre hinweg Spielanalyst und Chefanalytiker – ob beim 1. FC Köln, der dänischen Nationalmannschaft, Kamerun oder Kaiserslautern. Er weiß sehr genau, wie man ein Spiel liest und eine Mannschaft beurteilt. Umso klarer ist: Diese Aussagen kommen nicht zufällig, sondern sind Ausdruck einer realistischen, vielleicht sogar ambitionierten sportlichen Einschätzung.
Das zeigt: Wir interpretieren uns selbst nicht (mehr) als Underdog. Natürlich steht die 45-Punkte-Marke als Mindestziel im Raum, aber intern weiß man ziemlich genau, wie gut dieser Kader besetzt ist – und dass es um mehr geht als bloßen Klassenerhalt. Damit meine ich NICHT die Aufstiegsränge. Das passt auch zur Haltung von Preetz. Erinnern wir uns: In der Regionalliga, nach einem souveränen Saisonstart, sagte er sinngemäß im YouTube-Format des MSV, dass wir erfolgreich Fußball spielen – aber noch keinen besonders guten. Auch das zeigt: Die Verantwortlichen schauen genau hin, analysieren differenziert.
Hirsch genießt – völlig zurecht – einen gewissen Legendenstatus. Er verkörpert den MSV, er lebt den Verein. Als Typ aus dem Revier funktioniert das wunderbar. Für Preetz und Schmoldt ist dieser Bonus aber ganz anders zu gewichten. Das zeigt sich auch in der Vertragsgestaltung: Viele Vereine hätten ihm vermutlich direkt einen Dreijahresvertrag gegeben – bei uns ist es ein 1+1-Modell, an Erfolg geknüpft.
Was ich sagen will: Hirsch hat sich diese Chance absolut verdient. Ich mache mir aber keine Sorgen, dass unsere sportliche Führung das zu emotional oder verklärt bewertet. Im Gegenteil – ich bin überzeugt, dass man das stets sachlich und kritisch im Sinne des Duisburger „Zweitliga-Wegs“ einordnet. Und bei Bedarf auch handelt.
Was den Fußball selbst angeht: Der ist für mich allgemein alles andere als sexy – und ja, das triggert mich. Denn ich glaube: Mit Spielern wie Michelbrink, Tugbenyo, Viet, Bookjans, Meuer, Noß und unserer richtig starken Flügelzange ist spielerisch deutlich mehr drin. Aber das Thema hatten wir schon. Wir haben jetzt erstmal einen Auftaktsieg gelandet – und dafür bin ich demütig und happy.
"Von Spiel zu Spiel denken" – das soll auch in diesem Jahr meine Devise sein. Trotzdem bleibt bei mir das Gefühl: Da steckt noch mehr drin. Und zwar deutlich mehr.