Barca hatte gegen Betonanrührer früher in der CL auch Probleme. Und auch, als der Trainer noch Guardiola hiess. Für mich hat das Rückspiel in München mal wieder gezeigt, wieso dieser Wettbewerb keineswegs mit Zuordnungen wie Champagnerleague hinreichend zu charakterisieren ist, obwohl die Typen diese beknackten Unsummen verdienen, diese beknackten Frisuren haben, und in Interviews womöglich so ätzend arrogant wie Hedge-Fonds-Manager sind: vielleicht sind diese Spieler abseits des Rasens neben ihren ausgemergelten Fotomodellen lächerlich, wenn sie einen auf dicke Hose machen, aber Fussballspielen können die halt schon, und dabei zuzusehen ist manchmal endgeil, weil es an die Grenze dessen gehen kann, was man für physikalisch vorstellbar hält. Das Evra-Tor, aus vollem Lauf, ein Strahl wie von der Kanone abgeschossen. Dann eine Minute später Mandzukic, als habe er sich das genau dafür aufgehoben, wenn die anderen ne Bude machen, und habe immer gewusst, dass er es jederzeit ganz so hinkriegt. Dann Müller, gegen einen Mann wie Vidic mit einer Aktion, bei der der United-Verteidiger sich noch heute kopfschüttelnd vor dem Fernseher beim Abspielen der mittlerweile X-ten Zeitlupenwiederholung fragen wird, wie der da an die Pille rankommen konnte.
Als Fazit all dessen erkennt man, dass der Fussball auf diesem Niveau immer noch keine Systemfrage ist. Eine hochgestochene Ensembleleistung wie die der Münchner kann von sehr gut stehenden Individualisten, die sich ganz reinhängen, vollständig unwirksam gemacht werden. Es ist die unfasslich gute Einzelaktion, welche die Entscheidung bringt. Alles, was der Trainer macht ist, die Voraussetzungen zu schaffen. Am Ende sind es die Spieler, die es entscheiden, die im Eins-zu-Eins den halben Schritt vor sind, den Ball im Vollsprint milimetergenau in einer Ecke ins Netz treiben, die über sich hinauswachsen für einen Sekundenbruchteil. Und wenn das nicht geschieht, dann bist du draussen, ob du Barca heisst oder Athletico, von Mourinho trainiert wirst oder von Guardiola. Ob deine Blondine "Moderatorin" ist, "Sängerin" oder "Hausfrau". Oder selbst ein Typ. Keinen juckt das, in diesem Moment.
Und es ist irgendwie immer noch die alte Geschichte, wie zu den Zeiten, als das Ding der "Europapokal der Landesmeister" hiess, und die Moderatoren immer so ein bisschen verbittert klangen. Für mich ist das ein lecker warmer Kakao ganz langsam getrunken mit dem Bauch auf einem dicken Teppich vor dem Fernseher liegend, inmitten von Gelsenkirchener Barock, diese Champions-League. Während der olle Vatter, den sonst nie was tangiert, nicht mal deine Schulnoten, auf einmal so glüht und zuckt, als habe man den per "Eurovision" ans örtliche Stromnetz angeschlossen. Öffentlich-Rechtlich, versteht sich.