Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden. Ich kann es sowieso nicht ändern. Wie beim Zahnarzt. Augen zu und durch und hoffen, dass es irgendwann vorbei ist.
Ich schätze deine fachlichen Analysen wirklich sehr, weil sie a) fundiert und begründet sind und b) du ein Talent dafür hast, taktische/systemische Fussballelemente in Worte zu fassen.
Ich bin auch grundsätzlich ein Freund von einem spielerischen Ansatz mit kreativen Ideen im eigenen Spielaufbau, anstatt nur über Kampf & Leidenschaft zu kommen. Es ist ja kein Geheimnis, dass mein Lieblingstrainer in den letzten Jahren Torsten Lieberknecht war.
Jetzt kommt das große Aber:
Ich habe manchmal den Eindruck, dass du aufgrund deiner persönlichen Vorliebe für eine bestimmte Art des Fußballspielens ausblendest, über welchen Verein und welche Liga wir hier sprechen.
Die Philosophie des Vereins aus der Arbeiterstadt Duisburg, ist eben nunmal "kämpfen, kratzen, beißen" und das mit viel Kampf und Leidenschaft. Das ist die DNA der Stadt, die DNA des Vereins. Und es fühlt sich authentisch an, wenn genau das auf dem Rasen im Stadion auch angeboten wird.
Darüber hinaus spielen wir seit Jahren in Ligen (3. Liga & Regionnaliga) in welchen es laut Aussagen diverser Trainer in diesen Ligen, eben vor allem auf die Themen Körperlichkeit, Kampf, Fitness etc ankommt.
Das man dann als Ruhrgebietsverein mit Malochermentalität in eben dieser Liga auch zunächst einmal einen solchen Ansatz wählt, finde ich nicht nur legitim, sondern auch logisch konsequent.
Hast du dir mal die Interviews der Spieler in den letzten Wochen, zB das von Bulic nach dem Stuttgartspiel angehört? Dort kann man finde ich schon zwischen den Zeilen rauslesen, dass der ganze Verein (Preetz, Schmoldt, Hirsch/Höhner etc.) genau diese DNA/Philosophie auch nach außen lebt. Dass das ein elementarer Bestandteil der Transfergespräche vor der Saison war. Und die Jungs, die hier unterschrieben haben, scheinen auch bereit zu sein, genau diesen Weg mitzugehen. Laufstark, unangenehm und eklig gegen den Ball, mit viel Leidenschaft und Aggressivität in den Zweikämpfen.
Verstehe mich nicht falsch: man kann auch einen spielerischen Ansatz mit diesen Attributen kombinieren. Und das würde ich mir auch wünschen, weil wir so das Heft des Handelns viel öfter in unsere eigene Hand nehmen könnten.
Auch fehlt mir ebenfalls der Glaube daran, dass Hirsch/Höhner taktisch dazu in der Lage sind eine solche Veränderung hin zu mehr Dominanz mit mehr Ballbesitz und Lösungen im eigenen Spielaufbau zu forcieren.
Aber bei einem Trainerteam, welches gerade erst mit 10 Punkten Vorsprung aufgestiegen ist und den Saisonauftakt in Liga 3 mit drei Punkten erfolgreich gestalten konnte, die Worte "Augen zu und durch und hoffen, dass es irgendwann vorbei ist" zu wählen, halte ich dann doch für maximal übertrieben und ja, auch etwas despektierlich.
Ich wünsche mir auch anderen Fussball mit einem anderen Ansatz, würde mir in bestimmten Bereichen eine schnellere Entwicklung wünschen. Ich kann aber dennoch das Erreichte anerkennen, auch wenn es mit einer anderen Idee als meiner eigenen erreicht wurde.
Sollte der Erfolg irgendwann ausbleiben, existiert mit Sicherheit ein Plan B und wer weiss, vielleicht kommt dann ein Trainer mit einem völlig anderen Spielansatz. Einem der eher deiner und meiner Spielphilosophie entspricht.
Ob dieser Ansatz dann aber zu mehr Punkten führen wird, muss sich dann erst noch zeigen.